Völli bleibt! — Jeder Baum zählt!



Rundgang in Altenwerder am Sonntag, 24. März 2024, ab 12 Uhr

Wir treffen uns um 12 Uhr vor der Altenwerder Kirche (St. Gertrud) und machen einen Rundgang durch die bedrohte Altenwerder Wildnis.
Die nächste Bushaltestelle ist "Am Altenwerder Kirchtal"



Nächster Waldspaziergang im Völli am Sonntag, 7. April 2024, ab 12 Uhr

Treffpunkt ist - wie gehabt - die Einfahrt in der Kurve der Straße "Vollhöfner Weiden" (zwischen den Bushaltestellen "Dradenauer Deichweg" und "Hafenbahnhof Alte Süderelbe").
Für Fahrradfahrer*innen gibt es einen Shuttle ab Fähre Finkenwerder. Start: 11:30 h.


Seit Jahren verschiebt die AfD die Debatten nach rechts, spaltet unsere Gesellschaft und bedroht unser Zusammneleben. Das von Correctiv aufgedeckte Treffen in Potsdam zeigt einmal mehr, wie menschenverachtend die rechten Fantasien der AfD und ihrer Anhänger sind. Kommt zur Demo am 28.1.24 14h Ludwig-Erhard-Str. und engagiert euch!


Der Vollhöfner Wald

Nur ca. 17 km von der Hamburger Innenstadt entfernt liegt im Süden der Vollhöfner Wald. In knapp 60 Jahren konnte sich auf einem ehemaligen Spülfeld ein unberührtes Naturidyll entwickeln – ganz ohne den Eingriff des Menschen. Beginnend mit ersten Pionierpflanzen entstand ein vielfältiger, einzigartiger Naturwald, der beispielhaft sein könnte für zukunftsfähige Wälder: arten- und humusreich, feucht und kühl, angepasst und resilient. Auf dem rund 74 Hektar großen Gebiet haben viele seltene Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum gefunden.

Doch das Gelände des Waldes gehört zum Hafenerweiterungsgebiet und wird nach dem Hafenentwicklungsplan von 2012 bisher für Logistikhallen vorgehalten. Dafür sollen die ca. 30.000 Bäume gefällt werden. Seit 2012 sind die Umsatzzahlen im Hafen erheblich gesunken und die Dringlichkeit der Klimakrise hat deutlich zugenommen. Daher forderte die Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald den Hamburger Senat und die HPA (Hamburg Port Authority) immer wieder auf, die Pläne zur Abholzung des Waldes endgültig zu stoppen und den Wald dauerhaft unter Schutz zu stellen.

Im Herbst 2019 setzten sich Aktivist*innen mit einem Baumhaus medienwirksam für den Erhalt des Waldes ein. Im Juni 2020 einigten sich SPD und Grüne im Koalitionsvertrag darauf, dass der Vollhöfner Wald nicht mehr für die Hafennutzung in Anspruch genommen werden soll, und am 7. August 2023 hat die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) schließlich erklärt, dass sie aufgrund eines Senatsbeschlusses die Ausweisung des Waldes als Naturschutzgebiet vorbereitet. Damit soll der Völli endlich auch aus dem Hafennutzungsgebiet entlassen werden.

Gleichzeitig hat der Senat allerdings beschlossen, das Altenwerder Kirchtal und die Bullerrinne, die sich über die Jahre in ein ebenso schützenswertes Biotop verwandelt haben wie der Vollhöfner Wald, für weitere Containerstellplätze zuzuschütten (s. die folgende Presseerklärung).

Das nehmen wir so nicht mehr hin!

Ihr wollt etwas tun?

Dann kommt zu den Waldspaziergängen, diese finden wieder regelmäßig statt. (nächster Termin steht oben).
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Ihr möchtet uns finanziell unterstützen und damit noch mehr Aktionen möglich machen? Informationen zu unserem Spendenkonto findet ihr hier.


Pressemitteilung:
Ist der Vollhöfner Wald gerettet?

Am 7. August 2023 hat die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) erklärt, dass sie aufgrund eines Senatsbeschlusses die Ausweisung des Vollhöfner Waldes als Naturschutzgebiet vorbereitet. Damit soll der Völli endlich auch aus dem Hafennutzungsgebiet entlassen werden.

Darüber freuen wir uns und danken zugleich allen Mitstreiter*innen für die jahrelange und vielfältige Unterstützung. Die Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald setzt sich seit vier Jahren für den Erhalt des Waldes ein und sieht die Entscheidung des Hamburger Senats als einen Erfolg breiten Bürger*innenengagements. Sie stellt einen wichtigen ersten Schritt dar, um diesen in Hamburg einzigartigen Naturwald dauerhaft zu erhalten.

Gleichzeitig sind wir entsetzt über das von der Behörde verkündete Vorhaben, im oder am Vollhöfner Wald weitere Windenergieanlagen zu errichten – ein Wald, von dem sogar die Behörde schreibt, dass er „mit seiner komplexen Biotopstruktur einen Ganzjahreslebensraum für Fledermäuse bildet und durch die relative Nähe zur Elbe ebenfalls wichtig für durchziehende Fledermausarten ist“.

Der Vollhöfner Wald ist Lebensraum nicht nur zahlreicher bedrohter Fledermausarten, für die Windräder eine tödliche Gefahr darstellen, sondern wird auch von zahlreichen Vogelarten bewohnt oder regelmäßig besucht – z. B. von den auf Finkenwerder brütenden Seeadlern. Ausgerechnet hier Windräder aufzustellen, ist völlig widersinnig und würde diese besonders bzw. streng geschützten Arten einer massiven Bedrohung aussetzen. Hier soll offenbar aufgrund eines politischen Kuhhandels der im Bundesnaturschutzgesetz festgesetzte Schutzzweck von vornherein eingeschränkt werden. Wir werden das nicht hinnehmen!

Die zweite schlechte Nachricht ist, dass der Senat offenbar die im Koalitionsvertrag bereits in Aussicht genommene Zerstörung der Altenwerder Wildnis nun konkret in Angriff nehmen will. Das Altenwerder Kirchtal und die Bullerrinne, die sich über die Jahre in ein ebenso schützenswertes Biotop verwandelt haben wie der Vollhöfner Wald, sollen unter meterhohem Sand verschwinden.

Die letzten Reste Altenwerders in Zeiten deutlich zurückgehender Umschlagmengen im Hafen heute noch der Gier der Hafenwirtschaft zu opfern, ist nicht nur ein Naturfrevel ersten Ranges, sondern auch ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die mit dem letzten unzerstörten Teil des achthundertjährigen Dorfes Altenwerder Erinnerungen an ihre Kindheit verbinden. Auch in Altenwerder hat sich die Natur seit der Entvölkerung vor vierzig Jahren nach und nach ein Gebiet zurückerobert, in dem zahlreiche Vögel, Amphibien und andere Tiere leben und das von vielen Menschen als Naherholungsgebiet genutzt wird.

Während im Koalitionsvertrag 2020 noch vollmundig versprochen wurde, „auf den Erhalt unversiegelter Flächen und naturnaher sowie klimarelevanter Böden“ zu setzen und der Flächenversiegelung entgegenzuwirken, soll nun für die Ausweisung eines Naturschutzgebietes ein anderer wertvoller Lebensraum vernichtet werden.
Dieser Absurdität stellen wir uns entschieden entgegen!



Fahrrad-Demo am 17. Juni 2023 (am „Langen Tag der Stadtnatur“)

Rettet Hamburgs Natur: Stoppt den Flächenfraß

Das Bündnis „Rettet Hamburgs Natur“ setzt sich auch in diesem Jahr für den Erhalt aller Grünflächen und Naturräume in Hamburg ein – und unterstützt das Volksbegehren Hamburgs Grün – Klimaschutz jetzt! Denn jetzt gilt es, Artensterben, Klimaüberhitzung und ungebremstes Wirtschaftswachstum zu beenden. Nur eine grüne Stadt hat eine Zukunft!

Ablauf

Veranstaltet vom Bündnis „Rettet Hamburgs Natur“

Wilder Wald bleibt! | Nein zu Oberbillwerder | Initiative Sternbrücke | Rettet das Diekmoor! | Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald


Ausstellung: "Ein Naturparadies in Bildern"

Die 2020 gestartete Ausstellung mit Fotos aus dem Vollhöfner Wald ist ab sofort in der Bücherhalle Finkenwerder zu sehen.



Mitgliederversammlung der Grünen

Mit dem Bündnis Rettet Hamburgs Natur waren wir am 19.11.2022 bei der Landesmitgliederversammlung der Grünen. Auf Nachfrage wurde uns eine Beantwortung unseres Briefes vom 22.9.2022 in Aussicht gestellt. Die Kernfrage des Briefes ist, ob und wann die Unterschutzstellung des Vollhöfner Waldes erfolgen wird. Leider haben wir Stand 7.12.2022 noch keine Antwort erhalten. Erfreulich war, dass den anwesenden Initiativen eine kurze Redezeit vor den Mitgliedern gewährt wurde. Eine Aufnahme des Beitrags und der Antwort von Dominik Lorenzen findet ihr auf Youtube.



Im Rathaus nichts neues

Nachdem wir vor über einem Monat an die beiden Regierungsfraktionen Grüne und SPD einen Brief geschrieben hatten, um erneut nachzufragen, ob und wann die im Koalitionsvertrag ausgehandelte Unterschutzstellung des Völlhöfner Waldes erfolgen wird, haben wir nun endlich zumindest vom Vorsitzenden der SPD-Fraktion, Dirk Kienscherf, eine Antwort erhalten.

Wenig überaschend wird darauf hingewiesen, dass erst eine „Kompensationsfläche“ gefunden und nutzbar gemacht werden soll, bevor der Völli überhaupt aus dem Hafenerweiterungsgebiet entlassen wird.

Derzeit würden Alternativen als Kompensationsflächen näher untersucht.

Mit mindestens zwei Dingen sind wir nicht zufrieden:

  1. geht das alles nicht schnell genug. Das Fällmoratorium läuft 2023 aus und jeder Tag, an dem der Völli noch nicht unter Schutz steht, ist ein Tag, an dem die Kettensägen drohen.

  2. Falls der Eindruck entstanden sein sollte, dass wir mit der Bedingung, es müsse eine „Ausgleichs-“ oder „Kompensationsfläche“ her, einverstanden sind: Dem ist nicht so. Es ist nie überzeugend dargelegt worden, dass es überhaupt notwendig ist, noch mehr Naturflächen zu versiegeln. Die im Koalitionsvertrag aufgeführten Gebiete sind zudem ähnlich schützenswert wie der Völli.



Fahrrad-Sternfahrt am 10. September

Rettet Hamburgs Natur vor dem Senat!
Der Senat hält immer noch an seiner neoliberalen Wachstumspolitik fest, will weiter Gewerbe ansiedeln und jährlich 10.000 neue Wohnungen bauen. Mehr Neubauen bedeutet zwangsläufig mehr Flächenversiegelung und die Zerstörung weiterer Naturräume, Biotope und naturbelassener Ökosysteme. Mitten in der globalen Klimakrise und dem weltweiten Artensterben ist es unverantwortlich, jahrzehntealte Bäume und intakte Ökosysteme zu zerstören - überall und egal wie klein sie sind!

Das betrifft akut den Wilden Wald in Wilhelmsburg, die Marschlandschaft in Oberbillwerder, den Vollhöfner Wald (nein, der Völli ist nicht gerettet, nur wenn bin 2023 eine andere Fläche zur Bebauung gefunden wird...) das Diekmoor in Langenhorn und viele weitere Naturräume und Grünflächen in Hamburg.

Natur UND bezahlbarer Wohnraum für alle!
Es gibt in Hamburg viele leerstehende (Zweit-)Wohnungen, Büro-, Gewerbe-, Industrie- und Hafenflächen, die für Wohnraum genutzt werden können. Aber statt Investoren dazu zu bringen, schadstoffbelastete Böden und bestehende Gebäude zu sanieren, werden städtische Grünflächen an private Investoren zur Bebauung vergeben. Aber immer mehr Bauen bietet offensichtlich keine Lösung des Wohnraummangels, denn die Mieten steigen weiter und die Zahl der Sozialwohnungen sinkt.

Was wolln wir? Umweltgerechtigkeit!
Umstrittene Bauprojekte werden öfter in industriellen, von Armut und Migration geprägten Stadtteilen durchgesetzt. Dort fehlen den Anwohner:innen die finanziellen und partizipatorischen Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren, z.B. werden Menschen ohne EU-Staatsangehörigkeit bei Bürger- und Volksbegehren nicht berücksichtigt. Wir stellen nicht nur die Bauprojekte in Frage, sondern auch den aktuell praktizierten Parlamentarismus, der sich durch Alibi-Bürgerbeteiligungsverfahren einen demokratischen Anstrich verleiht, aber vorrangig Kapitalinteressen vertritt.

Wir fordern:
- sofortiger Planungsstopp für alle Bauprojekte, die Naturräume zerstören
- keine weiteren Flächenversiegelungen und langfristiger Erhalt aller Naturflächen in Hamburg
- Einhaltung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien der EU
- Ausweisung von leerstehenden Gewerbe- und Industrieflächen für den Wohnungsbau
- Nachhaltige Lösungen für bezahlbaren Wohnraum:
Sanktionen gegen Wohnungsleerstand, höhere Zweitwohnungssteuern, mehr Genossenschaftsmodelle, 50% sozialgeförderte Wohnungen
- Umweltgerechtigkeit: erreichbare Naturräume für alle Menschen im Stadtteil

Komm mit zur Fahrrad-Sternfahrtam 10. September:
Route 1: Wilder Wald (Wilhelmsburg) / Start: 12:00 Uhr Ecke Berliner-/Potsdamer Ufer
Route 2: Nein zu Oberbillwerder / Start: 11:30 Uhr S-Bahn Nettelnburg
Route 3: Vollhöfner Wald (Teufelsbrück) / um 13:00 Uhr Fähranleger Teufelsbrück
Route 4: Diekmoor (Langenhorn) / Start: 12:30 Uhr U-Bahn Langenhorn-Nord
Abschlusskundgebung um 15:00 Uhr am Rathausmarkt

MEHR INFOS AUF: www.rettet-hh-natur.de

WiWa bleibt!
Völli bleibt!
Nein zu Oberbillwerder!
Rettet das Diekmoor!

Retter Hamburgs Natur vor dem Senat!



Fledermaus-Führung am Pfingstsonntag, 5. Juni 2022

Liebe Waldfreund*innen
Wir haben eine besondere Einladung für euch:
Am Sonntag Abend, den 05.06.22 um 20.30 h treffen wir uns im Völli 🌳 am Eingang
Vollhöfner Weiden, um eine Fledermaus 🦇 Wanderung zu machen.
Wir wollen gemeinsam schauen und hören, was sich am Abend im Wald tummelt und vorbei flattert
Am Völli kommen mindestens 6 streng geschützte Fledermaus-Arten vor:
Großer Abendsegler, Mücken-, Zwerg- und Breitflügelfledermaus, Rauhaut- und Wasserfledermaus, evtl. kleiner Abendsegler.


Wir freuen uns auf einen gemeinsamen Entdeckungs-Rundgang

Eure Völli s🌳🦇🌳💚



Neues aus dem Völli: Nach dem Sturm

Die Stürme der letzten Wochen haben auch im Völli ihre Spuren hinterlassen: Einige Bäume sind auf halber Höhe abgeknickt oder ganz umgestürzt, und es liegen viele heruntergefallene Äste auf dem Boden. Wenn man genau hinschaut, kann man an manchen Stämmen erkennen, dass Ameisengänge, Spechthöhlen oder Pilze an den Bruchstellen bereits für Instabilität gesorgt hatten. Jetzt entstehen im „Totholz“ am Boden neue Lebensräume: Ein großer Wurzelteller bietet Nistmöglichkeiten für Eisvogel oder Rotkehlchen, Insekten können auf dem Gewässer darunter ihre Eier ablegen und der liegende Stamm wird zum Kosmos für tausenderlei Mikrofauna und -flora. Die umgefallenen Bäume geben der nächsten Generation Raum, die bereits herangewachsen sind. Der Wald ist hochdynamisch – von einem „Schaden“, wie es im Forstdeutsch heißt, kann man hier wahrlich nicht sprechen.

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Aktion: Klimaschutzwälder für Hamburg!

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Redebeitrag am 27.03.22 anlässlich der Kundgebung für einen Klimaschutzwald
in Finkenwerder

Liebe Waldfreundinnen und Waldfreunde!

wir sind heute – bei diesem phantastischen Wetter – zusammengekommen, um den Startschuss zu geben für den ersten Klimaschutzwald im Bezirk Hamburg-Mitte. Was bedeutet das?
Der Senat hat 2019 im Hamburger Klimaplan seine Klimaschutzziele für die nächsten Jahre festgesetzt und auch konkrete Maßnahmen zu deren Erreichung in den Blick genommen. Dort heißt es:


Neben ihrer herausragenden Rolle für die Regulierung des urbanen Kleinklimas sind Bäume und Moore beeindruckende Kohlenstoff-Speicher. Die Erhaltung und Entwicklung der Baumbestände ist daher wichtig. Alle Bezirke sollen deshalb Flächen für eine mögliche Aufforstung bzw. die Wiedervernässung von Mooren benennen.1

Und als Maßnahmen sind genannt:

        Aufforstung von ca. 7 ha. Wald (durchschnittlich 1 ha. pro Bezirk).

Durch die Aufforstung von ca. 7 Hektar Wald wird eine CO2- Reduzierung von ca. 1.890 t langfristig erwartet.2
Ich habe ziemlich lange recherchiert, um herauszubekommen, ob diese Maßnahmen irgendwo in Hamburg bereits umgesetzt wurden. Immerhin ist die Legislaturperiode ja schon fast halb rum. (Nebenbemerkung: Es geht dabei nicht um den Ersatz von Bäumen wie etwa im Klövensteen3, sondern um Neuwald!)
Das einzige Ergebnis bei der Suche nach dem Stichwort „Klimaschutzwald“: Der Airport hat einen sogenannten Klimaschutzwald gepflanzt, um seine angebliche CO2-Neutralität zu erreichen. Aber nicht in Hamburg, sondern in der Nähe von Kaltenkirchen.4 Nun gut.
Außer solchen offensichtlichen Greenwashing-Aktionen hat sich in Hamburg offenbar nicht viel getan. Stattdessen geht die Flächenversiegelung munter weiter: Waren in den Achtzigerjahren noch weniger als 20% der Fläche Hamburgs versiegelt, beträgt heute die versiegelte Gesamtfläche heute fast 40%.5

Das ist angesichts von zunehmenden Hitzeperioden und Starkregenereignissen überhaupt nicht zukunftsfähig, und darüber hinaus ruiniert man so eine lebenswerte Stadt.

Wir haben also allen Grund, heute ein Zeichen zu setzen und mit der Pflanzung des ersten Klimaschutzwaldes in Hamburg-Mitte zu beginnen.

Wälder sind die wichtigsten, komplexesten und artenreichsten Landökosysteme, die wir auf der Erde haben: Sie sind auch von enormer Bedeutung für die Städte, gerade in Zeiten, in denen wir mit den Folgen der Klimakrise umgehen müssen.

Dass Wälder, vor allem alte, lebendige und forstwirtschaftlich nicht so stark in Anspruch genommene, CO2 speichern, gilt in der Umweltpolitik als Binsenweisheit. Aber wenn man den Blick nur auf die Kohlenstoffaufnahme richtet, dann ist das zu viel eng, gerade wenn es um die Stadt geht. Der Wald in Stadtgebieten dient, so eine kürzlich veröffentlichte Studie zur Stadtökologie im Klimawandel

als Wasserschutzwald, als Immissionsschutzwald, als Klimaschutzwald, als Sichtschutzwald und als Erholungswald.6

Hinzufügen müsste man: Er dient auch als Lebensraum für eine vielfältige Tierwelt, die es auch in der Stadt gibt und geben muss.

Ich möchte zwei Aspekte herausgreifen: einmal das Wasser und dann die Temperaturen.

Wenn ein starker Regenschauer auf eine versiegelte Fläche niedergegangen ist, etwa ein Gewerbegebiet, dann fließen im Schnitt und abhängig von den Gegebenheiten ca. 60% des Wassers in die Kanalisation, 20% versickern, 20% verdunsten.

Bei einer Grünfläche, einem Park etwa, sieht die Sache schon anders aus: Nur 20% fließen in die Kanalisation, der Rest, jeweils 40%, versickert oder verdunstet.

Aus einem Wald fließt aufgrund der enormen Speicherfähigkeit des lebendigen Systems und der Bodenbeschaffenheit praktisch nichts mehr in die Kanalisation ab, sondern das Wasser wird zunächst im Wald gehalten und im Boden gespeichert, bevor es versickert oder verdunstet. Das war im letzten Jahr in den Hochwassergebieten gut zu beobachten: Die naturnahen Wälder beispielsweise in der Eifel waren von dem starken Regen fast unbeeindruckt, dort war von den enormen Wassermengen kaum etwas zu spüren.

Für zunehmend von Starkregenereignissen geplagte Städte sind also Wälder von großer Bedeutung, um die Folgen des Klimawandels abzufedern. Wir brauchen sozusagen Wald in der Stadt schon aus Eigeninteresse, um Städte resilient zu machen. In der Umweltbehörde wird jetzt über aufwendig konstruierte Retentionsanlagen und Speicherbecken nachgedacht,7 die das Wasser im Extremfall aufnehmen können. Waldökosysteme machen das ganz von allein – und völlig kostenlos.

Der zweite Punkt ist die Temperaturentwicklung. Grünflächen und Straßenbäume tragen zur Begrenzung der Aufheizung in der Stadt und im Straßenraum bei. Das bemerkt man sofort, wo sie fehlen und sich Beton und Asphalt an heißen Sommertagen unbegrenzt aufheizen können. Allerdings senken Parkanlagen und Straßenbäume die Temperaturen nur sehr lokal, sie haben keine Fernwirkung über das unmittelbare Umfeld hinaus.

Der positive thermische Effekt von Waldflächen ist erheblich größer, weil dichter Baum- und Strauchbestand in viel größerem Maße Verdunstungskälte erzeugt. Auch dies ist eine gratis Klimadienstleistung, auf die eine moderne Stadt in Zukunft nicht mehr verzichten können wird.

Natürlich brauchen wir auch alle anderen Aspekte der Stadtökologie. Wir brauchen auch Fassadenbegrünung, grüne Dächer, Parks, Alleen, Dachgärten, selbst grüne Gleisbetten. Aber Wälder sind unter den angesprochenen Aspekten noch erheblich wichtiger.

Deshalb ist das Vorhaben, das der Senat im Hamburger Klimaplan zum Ausdruck bringt, ehrlich gesagt, ein Witz: 1 Hektar Neuwald pro Bezirk, das sind 100 x 100 Meter. In fünf Jahren. Wenn überhaupt.

Der Bezirk Mitte umfasst allein 142 Quadratkilometer, das sind 14.200 Hektar. Dem Senat ist die Abmilderung der Folgen des Klimawandels durch Aufforstung also nur ein 14.200stel der Bezirksfläche wert. Was für eine Verarschung! Das kann nur symbolisch gemeint sein!

Wenn Klimapolitik derartig symbolisch betrieben wird, dann wird sie gar nicht betrieben. Langsamer Klimaschutz ist kein Klimaschutz! Wenn man gegen eine Stromschnelle – und der Klimawandel vollzieht sich rasant – nur langsam anschwimmt, wird man halt trotzdem in die Gegenrichtung abgetrieben.8

Deshalb wollen wir heute die Sache selbst in die Hand nehmen und symbolisch mit der Aufforstung beginnen. Wir pflanzen hier und heute symbolisch den ersten Klimaschutzwald in Hamburg-Mitte und hoffen, dass wir damit den Aufschlag machen für viele weitere Waldinitiativen im Stadtgebiet!

1 Erste Fortschreibung des Hamburger Klimaplans und Gesetz zur Änderung der Verfassung, zum Neuerlass des Hamburgischen Klimaschutzgesetzes sowie zur Anpassung weiterer Vorschriften, 03.12.19, S. 52.

2 Ebd., S. 99.

3 Vgl. https://www.hamburg.de/altona/pressemitteilung/14971318/aufforstung-kloevensteen/.

4 Vgl. https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Hamburger-Flughafen-CO2-neutral-Kritik-von-Umweltverbaenden,flughafen2438.html.

5 Vgl. die digitalen Bodenkarten unter: https://www.hamburg.de/boden/135300/versiegelung/ sowie die Stellungnahmen des BUND Hamburg unter: https://www.bund-hamburg.de/themen/umweltpolitik/flaechenschutz/flaechenfrass/.

6 Vgl. hierzu und zum Folgenden Jürgen Baumüller, Grüne Infrastruktur zur Anpassung an den Klimawandel in Städten. In: J. L. Lozán/S.-W. Breckle/H. Grassl/W. Kuttler/A. Matzarakis (Hrsg.), Warnsignal Klima: Die Städte, S. 203-212. Abrufbar unter: www.klima-warnsignale.uni-hamburg.de.

7 Vgl. das Projekt „RISA – RegenInfraStrukturAnpassung“ der BUKEA und von Hamburg Wasser: https://www.risa-hamburg.de/startseite/.

8 So Luisa Neubauer im „1,5-Grad-Podcast“ vom 22.03.22.